Über das Üben: Gedanken und Tipps

Ein neues Schuljahr hat begonnen! Nach den Sommerferien ist es nun an der Zeit wieder in den Alltag zurückzukehren. Die ersten Schulwochen sind für Kinder, Eltern und Lehrer oft sehr fordernd. Vieles muss organisiert und koordiniert werden.

Ein neues Schuljahr bietet aber auch die Chance den Familienalltag neu zu organisieren, Strukturen zu überdenken und den gemeinsamen Tagesablauf zu optimieren.

Für manche Kinder und Familien beginnt in diesem Schuljahr ein neuer, spannender Weg mit einem Instrument. Für andere Familien ist die Musik längst ein täglicher Begleiter. In jedem Fall ist der Schulbeginn ein guter Zeitpunkt sich (wieder) einmal mit dem Thema „Üben“ auseinanderzusetzen. Hier einige Gedanken und Tipps:

Der Wunsch eines Kindes ein Instrument zu lernen ist der erste und wichtigste Schritt zum Erfolg. Nun braucht es aber die Unterstützung der Eltern!

Einem Kind ist es selbstverständlich nicht bewusst, was es bedeutet, ein Instrument zu lernen, und dass das auch mit viel Arbeit verbunden ist. Umso wichtiger ist es, dass wir Erwachsenen uns dessen bewusst sind, und das Kind geduldig und liebevoll auf diesem Weg begleiten.

Ein Instrument zu lernen ist ein Prozess, der mehrere Jahre dauert und der von Seiten des Lehrers gut geplant und durchdacht ist.

Es macht also keinen Sinn ein Jahr „in Geige“ zu gehen, nur um dann wieder aufzuhören. Es ist wichtig als Begleiter (Eltern und Lehrer) eindeutig zu signalisieren, dass das keine Option ist, auch wenn es zwischendurch mal anstrengend ist und vielleicht nicht immer nur Spaß macht.

Die Freude am Spielen kommt mit dem Können. Und Können entsteht durch Übung.

Das regelmäßige Üben und Wiederholen ist unser wichtigster Begleiter auf diesem Weg! Eine tägliche Übungseinheit sollte dabei das Ziel sein. Dass das im Familienalltag oft nicht leicht unterzubringen ist, liegt auf der Hand. Es ist also notwendig, sich bewusst Zeit für das Kind und sein Instrument zu nehmen.

Jede Familie ist anders!

Es gibt kein Erfolgsrezept, das für alle gleich ist. Jede Familie muss für sich selbst den optimalen Weg finden und diesen Weg auch immer wieder überdenken und anpassen.

Planen Sie das Üben in den Familienalltag ein.

Es kann helfen, eine bestimmte Zeit festzulegen oder das Üben an andere regelmäßige Aktivitäten zu koppeln (vor/nach der Aufgabe, dem Mittag-/Abendessen, dem Zähneputzen…)

Nehmen Sie sich bewusst Zeit für Ihr Kind.

Übezeit ist „Quality-Time“! Viele Kinder genießen es, für die Zeit des Übens die ungeteilte Aufmerksamkeit einer Bezugsperson zu haben. Es ist auch in Ordnung für die Zeit des Übens Geschwisterchen mal mit dem Tablet zu beschäftigen.

Schaffen Sie Raum zum Üben.

Richten Sie eine Übeecke ein, wo Instrument, Noten, Notenständer etc. präsent sind. Es ist auch sinnvoll die Geige zu Hause ausgepackt zu lassen, sodass das Kind jederzeit zum Instrument greifen kann. Man kann Geige und Bogen einfach an der Wand aufhängen und auf diese Art sicher aufbewahren.

Regelmäßigkeit ist wichtiger als Dauer.

Die Regelmäßigkeit des Übens ist entscheidend für den Erfolg. 20 Minuten täglich bringen viiiel mehr als 1 ½ Stunden am Sonntag. Als Faustregel gilt: mit 2-4 Übeeinheiten kann man sein Niveau halten, ab 4 Einheiten sind Fortschritte zu erwarten. Die besten Ergebnisse erzielt man mit täglichen Übeeinheiten.

Bleiben Sie cool, wenn es mal nicht so gut läuft.

Wir alle kennen das: manchmal nimmt der Stress einfach überhand, die Kinder sind schlecht gelaunt, die Eltern genervt, oder man war einfach den ganzen Tag unterwegs und am Abend fehlt die Kraft. Das ist ganz normal. Man kann auch mal guten Gewissens aussetzen, um bei nächster Gelegenheit wieder weiterzumachen.

Können erzeugt mehr Können.

Jeder noch so kleine Schritt ist ein Erfolg. Es ist notwendig, eine Sache zu können, um einen nächsten Schritt gehen zu können. Je mehr Schritte getan sind, desto schneller kann man gehen.

Loben Sie ihr Kind so viel und so oft wie möglich.

Es ist im Unterricht und beim Üben unumgänglich, die Dinge anzusprechen, die noch nicht klappen und Kritik zu üben. Dennoch muss das Lob für das Bemühen und für die Dinge, die geklappt haben, immer an erster Stelle stehen.

Besprechen Sie regelmäßig die Übesituation mit dem Lehrer.

Ihr Feedback ist für uns Lehrer sehr wichtig und wertvoll. War die Aufgabe klar? War das Kind über- oder unterfordert? Gab es Konflikte? Wie können wir gemeinsam das Üben verbessern?

Durch regelmäßiges Üben erwirbt ein Kind wichtige Erkenntnisse.

• wenn ich Zeit und Arbeit investiere, habe ich Erfolg
• es lohnt sich, an einer Sache dranzubleiben und nicht gleich aufzugeben, wenn etwas schwierig ist
• ich kann stolz auf meine Erfolge sein
• es ist großartig, etwas zu können, das nicht jeder kann
• ich kann mit meinem Können mir selbst und anderen Menschen Freude bereiten

Der Erfolg der Kinder liegt in den Händen der Erwachsenen!

Es ist unsere Verantwortung als Erwachsene dafür zu sorgen, dass die Kinder ihre Aufgaben entsprechend erledigen können und somit die Möglichkeit haben Schritt für Schritt über sich hinauszuwachsen.

Das Gehirn von Kindern und Jugendlichen ist unfassbar leistungsfähig. Die Wissenschaft hat längst bewiesen, dass das Lernen eines Instruments äußerst positive Auswirkungen auf die Entwicklung junger Menschen hat. Man geht sogar so weit zu sagen:

Nichts stimuliert das menschliche Gehirn so umfangreich wie das Ausüben von Musik!

Also atmen Sie tief durch, seien Sie kreativ, finden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind und Ihrem/r Lehrer/in einen guten Weg. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Reise in die Welt der Musik und staunen Sie, wozu ihr Kind fähig ist!

ELISABETH SCHMETTERER